In offenen Kulturlandschaften zu Hause.

Der Feldhamster


Der Feldhamster (Cricetus cricetus), dessen Name auf das althochdeutsche Wort hamastro (Kornwurm) zurückgeht, ist in Steppen und offenen Kulturlandschaften zu Hause. Bei uns in Deutschland bewohnt er ausschließlich die Agrarlandschaft. Zum Anlegen seiner Erdbauten braucht er tiefgründige und bindige fruchtbare, nicht zu feuchte Böden. Er bevorzugt eine gut strukturierte Landschaft, die ihm Nahrung, Unterschlupf und Deckung bietet.

StammChordata / Chordatiere
UnterstammVertebrata (Wirbeltiere)
KlasseMammalia (Säugetiere)
OrdnungRodentia (Nagetiere)
UnterordnungMyomorpha (Mäuseartige)
FamilieMuridae (Mäuse)
UnterfamilieCricetinae (Hamster)
GattungCricetus
ArtCricetus cricetus
Systematische Stellung
Feldhamster. | Foto: Klaus Rudloff
Feldhamster. | Foto: Klaus Rudloff

Ein Feldhamster kann bis zu 35 Zentimeter lang werden und bis zu 600 Gramm wiegen. Charakteristisch sind sein buntes Fell und der schwarze Bauch, den der langsame Flüchter auch zur Abwehr einsetzt: Er stellt sich auf die Hinterbeine, bläst die Backen auf und klappert mit den Zähnen. Der dunkle Bauch und die hellen Pfoten erinnern dann an den aufgerissenen Schlund eines Raubtieres mit Reißzähnen. In dieser beeindruckenden Pose stellt sich der Feldhamster seinen Feinden entgegen.

Hamster sind Einzelgänger, nur zur Paarungszeit lassen die Weibchen kurze Besuche der Männchen in ihren Bauen zu. Nach 18 bis 20 Tagen bringt das Weibchen bei zwei Würfen im Jahr jeweils fünf bis zwölf Junge zur Welt, davon überleben maximal acht, da das Weibchen nur acht Zitzen hat. Die Jungtiere verlassen den Bau nach drei bis vier Wochen und graben sich ein eigenes Zuhause – sofern sie den geeigneten Lebensraum finden.

Die Feldhamster ernähren sich überwiegend vegetarisch. Im Frühling fressen sie Grünpflanzen fast aller Art, um nach dem Winterschlaf ihre Energiereserven schnell aufzustocken. Später kommen neben Halmen und Wildkräutern auch Getreidekörner, Möhren und Zuckerrüben oder Kartoffeln hinzu. Insekten und Feldmäuse sind eine willkommene Abwechslung auf dem Speiseplan. Das tierische Protein ist besonders bei der Aufzucht der Jungen wertvoll. Für den Wintervorrat werden vor allem Körner und Samen gesammelt, denn sie sind in den Vorratskammern lange haltbar. In den Mundwinkeln des Hamsters entspringen die geräumigen und sehr dehnbaren Backentaschen, innere Ausstülpungen der Mundhöhle. Hier können je nach Größe des Tieres insgesamt etwa 60 Gramm Nahrung aufbewahrt werden. Die Hamster ihrerseits haben bzw. hatten als Nahrungsgrundlage für Greifvögel, Eulen und Kleinmarder eine große Bedeutung.


Der Lebensrhythmus der Feldhamster und ihre Aktionsräume sind von entscheidender Bedeutung für die Auswahl der Schutzmaßnahmen im Hamstergebiet. Nach dem kräftezehrenden Winterschlaf brauchen Hamster  Nahrungsgründe und gute Deckungsmöglichkeiten auf den Ackerschlägen rund um ihre Baue. Diese gilt es während ihres gesamten Aktivitätszeitraumes bis zur erneuten Winterruhe im Oktober zu sichern, damit möglichst viele Hamster überleben und Nachwuchs aufziehen können. Tagsüber verbringen die nachtaktiven Tiere die meiste Zeit in den weitverzweigten Gangsystemen ihrer Baue. Ihre aktivste Phase haben sie in den Dämmerungsstunden kurz nach Sonnenuntergang und kurz vor Sonnenaufgang. Deshalb sollen zu ihrem Schutz Feldarbeiten in diesem Zeitraum möglichst vermieden werden. Als sichere Nahrungsquelle und im Spätsommer zur Bevorratung für den Winter sind nicht geerntete Ackerstreifen von großem Wert. Diese gewähren ihnen außerdem gute Deckung vor Prädatoren, beispielsweise wenn sie im Frühjahr und Sommer mehrmals ihren Bau wechseln oder auf Nahrungssuche täglich bis mehrere hundert Meter wandern. Nahrungs- und deckungsreiche Flächen, eng vernetzt mit Stoppelbrachen und ganzjährigen Blühstreifen, sind daher ein Teil ihrer Lebensversicherung.